Kapitel 44

Bikinis im Foyer

Aus Richtung der Tür war ein Stimmengewirr zu hören, eine einzelne Stimme, die auf Ungarisch immer wieder etwas sagte und ab und zu Beifall. Es musste sich also um eine sonntägliche Veranstaltung handeln.

Ich trank gerade einen Schluck aus der großen Tasse und hörte, wie das Stimmengewirr wesentlich lauter geworden war. Ich sah auf und bemerkte, dass die Menschen aus dem Raum herausströmten, um sich überwiegend ins Freie zu begaben. Es schien sich um eine Pause bei der Veranstaltung zu handeln.
Dann schaute ich, warum auch immer, in die Gesichter meiner 4 jungen Kollegen. Ich sah Ihren erstaunten Gesichtsausdruck, und es herrschte am Tisch schlagartig atemlose Stille.

Und dann sah ich sie auch.

Würde ich diese Situation prosaisch beschreiben, würde ich so formulieren:
Engeln gleich kamen majestätisch schreitend 4 Grazien von unendlicher Schönheit, mit einer makellosen Figur, auf High Heels, jeweils nur mit einem sehr knappen Bikini bekleidet, direkt auf uns zu.

Es war ein wunderschöner Anblick.

Nun muss ich natürlich anmerken, dass ein reifer, gestandener und erfahrener Mann wie ich natürlich diesen Anblick auch genoss. Doch mein genießerischer Blick war zu vergleichen mit dem eines Kunstliebhabers, der sich die Mona Lisa oder eine der atemberaubenden Skulpturen von Michelangelo anschaute.
Oder mit einem Autoliebhaber, der voller Genuss und staunend auf einen roten Ferrari oder einen wunderschön gestalteten Lamborghini hinabblickte.

Auf junge Männer aber, das wusste ich aus eigener Erfahrung, musste dieser Anblick eine ganz andere Wirkung haben. Man schien fast zu sehen oder zu spüren, wie das Testosteron, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin oder wie die Hormone sonst noch so heißen, sich explosionsartig im Körper dieser armen jungen Männer verteilte.

Auch die Auswirkungen waren deutlich zu sehen. Bei dem einen war eine gewisse Blässe zu erkennen, bei einem anderen ein heftiger Schweißausbruch. Und eines hatten alle gemeinsam, sie waren sprachlos.

Und diese traumhaften Wesen kamen direkt auf uns zu und lächelten in unsere Richtung. Kurz bevor die jungen Damen nach rechts abbogen, um im angrenzenden Flur zu verschwinden, sagte ich, da ich ja ein wohlerzogener reifer Mann war, „Szia no‘ napot“, hallo guten Tag.

Ich hatte mir vor meiner Reise so einige ungarische Vokabeln gemerkt, sodass ich damit jetzt glänzen konnte. Und tatsächlich antworteten die Damen und schenkten mir ein reizendes Lächeln.

Und schon waren die Damen verschwunden in Richtung Toiletten.

Es dauerte einen Moment, bis sich die Kollegen um mich herum etwas gefasst hatten und wieder etwas klarer denken konnten.
In ihrer männlichen Eitelkeit stellten sie etwas erschüttert fest, dass sie „den alten Mann“ tatsächlich angelächelt hatten. Aber der Begriff „diesen alten Mann“ war nur als unausgesprochener Nebensatz zu erahnen.

Da musste ich doch noch eine draufsetzen. „Ist doch klar“, sagte ich, „viele schöne junge Frauen wissen die Vorteile eines reifen, einfühlsamen und erfahrenen Mannes zu schätzen.“

Schlagartig begann unter Ihnen eine eifrige Diskussion über Fähigkeiten und Funktionen, die in diesem Zusammenhang wichtig sind. Über Ausdauerwerte, Erfolgsquoten und Danksagungen der vielen Frauen, die sie schon beglückt hätten. Man konnte das Gefühl haben, hier sitzen die 4 größten Liebhaber aller Zeiten.

Interessanterweise wurde auch sofort diskutiert, ob es unter diesen Umständen nicht sehr sinnvoll sein könnte, in Budapest eine kleine Wohnung zu haben, die man sich auch teilen könnte.

Ich verfolgte diese gesamte Diskussion mit sehr großem Vergnügen. Dann kam unser Fahrdienst und wir fuhren zum Flughafen.

Um das Rätsel um die Bikinidamen im Foyer des Hotels zu lösen. Kurz vor Abfahrt haben wir erfahren, dass es sich hinter der zweiteiligen Flügeltür um eine Vorausscheidung zur Miss-Ungarn-Wahl gehandelt hatte.

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